Christian Kassens
Warum überhaupt Musikunterricht?

Musizieren fördert ...

... die Konzentrationsfähigkeit, sogar den IQ
... die schulische und berufliche Leistungsfähigkeit
... die emotionale Stabilität
... die soziale Kompetenz
... den Erhalt gesellschaftlicher Moral- und Wertevorstellungen

Dies sind die Ergebnisse der Bastian-Studie, die von 1992 - 1998 an sieben berliner Grundschulen durchgeführt wurde. Diese zeigt ebenfalls, dass der erhebliche Zeitaufwand für das Musizieren in keinem Fall die schulischen Leistungen beeinträchtigt hat. Im Gegenteil, diese wurden oftmals sogar deutlich gesteigert.

Der Grund dafür liegt in der komplexen Beanspruchung, die das Spielen eines Instruments erfordert.
Noten werden visuell wahrgenommen und am Instrument in Bewegungen umgesetzt. Die daraus entstehenden Klänge werden auditiv kontrolliert und emotional bewertet. Dieser Kreislauf aus Lesen, Hören, Bewegen und Empfinden aktiviert einen Gestaltungsprozess, der die gesamte Wahrnehmung schärft. Darüberhinaus sind, im Gegensatz zu vielen anderen Tätigkeiten, beim Musizieren beide Gehirnhälften aktiv - also ein ideales Kopftraining.

Neben den Fähigkeiten und Fertigkeiten, die beim Lernen eines Instrumentes vermittelt werden, sind es vor allem die vielen Analogien zu Schulfächern oder beruflichen Inhalten, die Musikunterricht so kompatibel machen. Die unzähligen Kombinationsmöglichkeiten mit Fächern wie Mathematik, Physik, Sprachen, Geschichte, Politik, Religion, Kunst, sogar Sport, können fundierten Musikunterricht zu einer effektiven und soliden Stütze des
(schulischen) Alltags werden lassen. Auch für die Fähigkeit Lernstrategien zu entwickeln und dabei auf längerfristige Ziele hinzurbeiten ist Klavierspielen ein idealer Nährboden.

Dass Musikmachen soziale Kompetenz und emotionale Stabilität fördert wurde schon lange vermutet. Zumindest der soziale Aspekt erklärt sich leicht, wenn man an die Möglichkeiten des gemeinsamen Musizieren denkt. Die konstruktive Auseinandersetzung mit anderen Ansichten und Meinungen fördert Toleranz und gegenseitige Wertschätzung. Gleichzeitig wird aber auch das eigene Selbstwertgefühl gestärkt. Diese Entwicklung hilft Spannungen und Agressionen abzubauen oder wie es Yehudi Menuhin formulierte: "Von einer Musikschule kommen gewöhnlich keine Kriminellen". Auch im Zeitalter der Globalisierung ist die "universelle Sprache" Musik eine wunderbare Möglichkeit andere Kulturen kennenzulernen und Vorurteile gar nicht erst enstehenzulassen.

Je länger Musikunterricht fortgeführt wird, desto weitreichender und tiefgreifender gestalten sich die positiven Entwicklungen und Erfahrungen. Sind die anfänglichen Hürden erst einmal überwunden, bieten sich ungeahnte Möglichkeiten. Das unerschöpfliche Repertoire der Klaviermusik bietet  jedem eine Fülle an geeigneten Stücken. Gerade die Musik der "alten Meister"  birgt eine Welt voll unentdeckter Schönheit. Und ihre Kenntnis weckt die Neugier auf kulturelle Errungenschaften der Gegenwart. Im Rahmen eines guten Musikunterrichts, der einen Schüler vom Handwerk zur Kunst führt, finden die heutzutage so gefragten Moral- und Wertevorstellungen spielend ihren Platz.

Daher gilt: Eltern, die Ihre Kinder optimal fördern wollen, sollten ihre Jüngsten möglichst früh ein Instrument ihrer Wahl lernen lassen.
Für Erwachsene, die in ihrer Kindheit nicht das Privileg, ein Instrument zu lernen, geniessen konnten, ist es vielleicht eine Herausforderung dieses nachzuholen. Die Erfahrung zeigt, dass ein Instrument in jedem Alter erlernt werden kann und dass die positiven Auswirkungen des Musizierens bei Erwachsenen besonders zum Tragen kommen.